Eric

Der 18-jährige Eric liebt es, in Trams und Bussen unterwegs zu sein. Es war darum sein innigster Wunsch, einmal hinter die Kulissen der VBZ blicken zu können.

Dieser Bericht der VBZ-Mitarbeiterin Eliza Mitova erschien am 9.2.2021 auf vbzonline.ch

Ein Novembertag bei den VBZ-Werkstätten in Altstetten, kurz nach 13 Uhr. Familie Stauffacher – Eric, seine Schwester und die Eltern – warten schon gespannt. Dem geistig beeinträchtigten 18-Jährigen wird nämlich ein lang ersehnter Traum erfüllt: Er bekommt einen Nachmittag lang Einblick in die ihn faszinierende Welt der Zürcher Verkehrsbetriebe!

Es ist soweit, und die Familie betritt die Zentralwerkstatt für den ersten Teil der Führung. Dort erwarten Eric verschiedenste Werkzeuge, Maschinen, Busse und Trams, darunter auch das Märlitram und eines der neuen «Flexitys»: Anfangs etwas schüchtern, aber neugierig, begutachtet Eric das Cockpit des neuesten VBZ-Gefährts, derweil die märchenhaften Geschichten rund um das Weihnachtstram die ganze Familie amüsieren.

Am meisten scheinen Eric die Trams zu gefallen, die er von allen Seiten – draussen und drinnen ­– leise studiert. Die Frage, ob er Tramfahren lernen möchte, liegt auf der Hand. Etwas zögerlich antwortet er mit «vielleicht» – denn natürlich ahnt er noch nicht, was der letzte Teil des Programms beinhalten wird.

Bis es soweit ist, besucht die Familie aber noch die Leitstelle. Alle vier betrachten gespannt die Bildschirme, auf welchen zu sehen ist, wie die Verkehrsbetriebe den täglichen Verkehrsfluss koordinieren. Besonders Interesse zeigen die Stauffachers am Thema, wie die Störungen und Verspätungen bewältigt werden.

Dem Besuch der Leitstelle folgt das Highlight des Nachmittags. Denn draussen wartet ein Tram 2000 auf Eric, welches er in wenigen Minuten mit Unterstützung eines Fahrlehrers rund um das Areal Altstetten fahren wird. Vorsichtig fährt Eric durch das Areal. Meisterhaft bremst er an den nötigen Stellen und bekommt so die verdiente Bewunderung seiner Familie. «Ich hätte nie so gut bremsen können», staunt seine Schwester, Carole.

Am Ausgang des Areals setzt sich der zufriedene Eric hinter den Fahrlehrer. Vorher telefoniert er kurz mit der Leitstelle. Nun soll das Tram nämlich zur Endstation «Schlieren» fahren und abschliessend im Depot Kalkbreite parkiert werden. Auch wenn Eric nicht selber fährt, beobachtet er konzentriert die Verkehrslage und wird fast selbst zu einem «Instruktor». Darum fragt der Trampilot zwischendurch mit gespieltem Ernst: «Und, mache ich alles richtig?».

Kritisch überprüft Eric an jeder Haltestelle, dass die vorderste Tür an den Bodenmarkierungen ausgerichtet ist. Anschliessend schaut er jeweils auf das Punktesignal und gibt umgehend Bescheid, wenn das Tram weiterfahren darf. Während sich das schwere Gefährt durch die Stadt bewegt, winkt Eric begeistert den Fussgängern zu; trotz Maske erkennt man an seinen strahlenden Augen, dass er während der ganzen Fahrt lächelt.

Als sich der aufregende VBZ-Tag dem Ende zu neigt und Eric sich mit seiner Familie auf den Heimweg macht, wirkt er müde, aber vor allem glücklich und zufrieden. Seine Zweifel bei der Frage, ob er dereinst gerne Tramfahren lernen würde, sind ausgeräumt.

Fotos: VBZ, Eliza Mitova