Hört Julien irgendwo eine Kirchenglocke, ist er total aus dem Häuschen. Am liebsten hätte er einen eigenen Kirchturm im Garten. Den konnten wir ihm zwar nicht bauen. Dafür durfte er eine Glocke des Zürcher Grossmünsters läuten.
Gemeinsam mit dem Sigrist des Zürcher Grossmünsters durften wir Juliens Wunsch erfüllen. Francesco Gargiulo führte Julien in den Hochchor, wo das Seil der Gebetsglocke bis in den Kirchenraum hinunterhängt. Pünktlich um 11 Uhr wird diese Glocke täglich während fünf Minuten von Hand geläutet – an diesem Tag durfte Julien diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen. Und das tat er voller Inbrunst! Da die kleine Glocke hoch oben im spitzigen roten Turm des Grossmünsters hängt, ist sie aus dem Chorraum nicht zu sehen. Dank der geöffneten Turmtür konnte Julien aber gut hören, wie die Glocke bimmelte.
Julien war hell begeistert. Wieder auf der Strasse sprach Julien vor dem Grossmünster allerlei Passanten an, um sich zu erkundigen, ob sie «sein» Geläut gehört hätten. Und tatsächlich war es der Verkäuferin eines Geschäfts neben dem Grossmünster aufgefallen, dass die Glocke an diesem Tag einen etwas anderen Rhythmus gehabt hatte …
Einige Stunden später wartet im wahrsten Sinn des Wortes ein weiterer Höhepunkt auf Julien. Über das Treppenhaus, die Empore und eine enge Wendeltreppe ging es für den Bub in einen der mächtigen Türme des Grossmünsters. Punkt 19 Uhr war es Zeit für das grosse Samstagabend-Geläut. Während einer Viertelstunde stand Julien wie gebannt nur eine Armlänge entfernt von den Glocken und gab sich voll und ganz dem dröhnenden Geläut hin.
Erfüllt von seiner Lieblingsmelodie stieg Julien wieder auf vom Turm hinunter. Und etwas war nun definitiv klar: Am liebsten möchte Julien Glöckner werden. Wir können ihn verstehen!