Aus dem Arbeitsalltag einer Wunschfee

Seit fast drei Jahren ist Janine Wunschfee bei der Sternschnuppe und erfüllt seitdem mit viel Herzblut und Organisationstalent die Herzenswünsche unserer Sternschnuppe-Kinder. Für den September-Newsletter stand sie uns Frage und Antwort. Tauchen Sie ein in den Alltag einer Wunschfee:

Liebe Janine, was hat dich bewegt, Wunschfee zu werden?
Janine: Was gibt es Schöneres, als Kindern und Jugendlichen eine unglaubliche Freude zu machen? Die Arbeit macht doppelt Spass, wenn man danach an der Freude und Begeisterung teilhaben und einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen darf.

Was macht für dich eine Wunschfee aus?
Eine Wunschfee sollte flexibel und offen sein, zuhören können und Organisations- und Planungstalent haben. Vor einem Gespräch mit einer Familie oder einem Sternschnuppe-Kind weiss man nie genau, was einen erwartet. Jede Familie ist anders, hat unterschiedliche Herausforderungen im Alltag zu meistern und trägt ein anderes Schicksal. Es ist wichtig, diese Begebenheiten bei der Organisation einer Wunscherfüllung zu berücksichtigen.

Was hat dich überrascht am Wunschfee-Dasein? Mit was hättest du am wenigsten gerechnet?
Dass ich täglich dazulerne. Die Wünsche sind so unterschiedlich und aus so verschiedenen Bereichen. Ich befasse mich mit Themen, für die ich mich bis anhin nicht interessiert oder keinen Bezug dazu gehabt habe. Das macht die Arbeit als Wunschfee unglaublich spannend.

Welcher Wunsch ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Sicher mein erster, den ich organisiert und erfüllt habe: Mit dem GRIP-Moderator Matthias Malmedie im Porsche auf einer Rennstrecke fahren. Mit viel Glück konnte dieser noch kurz vor dem ersten Lockdown stattfinden. Der Junge war so happy, dass sein Wunsch in Erfüllung ging. Dieser Tag hat seine Vorstellungen bei Weitem übertroffen. Diese Rückmeldungen von den Kindern und deren Familien sind einfach unbezahlbar schön.

Was war der ausgefallenste Wunsch, den du erfüllt hast?
Das war ein Wunsch, der auf den ersten Blick eigentlich nicht ausgefallen oder besonders schwierig zu organisieren schien. Zwei Schwestern, beide auf Rollstuhl und Beatmungsgerät angewiesen, träumten davon, einmal eine Kreuzfahrt zu machen. Die Organisation war aber schlussendlich unglaublich kompliziert und fordernd. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie viele Details es abzuklären gab.

Wie startest du in den Arbeitsalltag? Wie behältst du den Überblick über deine Wunscherfüllungen?
Ich schaffe mir jeden Tag einen Überblick, terminiere mir meine Wünsche und anstehenden Arbeiten, damit ich täglich weiss, was ich wann erledige. Ohne gute Arbeitsorganisation ist es schwierig, den Überblick über rund 40 Wünsche zu behalten, die ich jeweils gleichzeitig organisiere.

Was ist bei der Planung einer Wunscherfüllung besonders zu beachten?
Es ist wichtig, mit der Familie genau zu besprechen, was die Krankheit oder Beeinträchtigung mit sich bringt und was das für die Wunscherfüllung bedeutet. Was kann das Sternschnuppe-Kind, was braucht es? Ist es auf einen Rollstuhl angewiesen? Kann es reden? Was ist beim Essen zu beachten? Welche Medikamente oder Hilfsmittel benötigt es? Welche Unterstützung braucht die Familie vor Ort? Nur so kann eine Reise, ein Konzert oder ein Treffen mit einem Künstler oder Sportler perfekt organisiert werden. Und natürlich ist es am wichtigsten zu wissen, wie sich das Sternschnuppe-Kind dieses Erlebnis genau vorstellt und wünscht.

Wie gehst du mit den herausfordernden Wirklichkeiten um, die euch täglich begegnen?
Der herausfordernde Alltag vieler Familien prägt mich und unsere Arbeit. Es zeigt mir täglich, dass es einfach nicht selbstverständlich ist, dass man gesund ist oder gesund zur Welt kommt oder wie schnell sich das Leben durch eine Krankheit oder einen Unfall verändern kann. Ich bin am Ende des Tages einfach einmal mehr dankbar, dass es mir und meiner Familie gut geht.

Gibt es (d)eine Wunsch-Hitliste? Wenn ja, was sind die Top 3?
Das ist schwierig zu sagen, es gibt sooo viele tolle Wünsche! Das Schöne daran ist, dass die Wünsche so individuell sind wie die Kinder und Jugendlichen, die sie uns melden.
Ein Wunsch, der leider nicht erfüllt werden konnte, stand ganz oben auf meiner Hitliste: «Mit den Hunden der Queen spazieren gehen und mit ihr Tee trinken.» Leider hatte uns die «Lady-in-waiting» im Namen der Queen mitgeteilt, dass die Queen keinen freien Termin in ihrem Kalender dafür finde. Auch das kann leider vorkommen.
 Auch der 3000. Wunsch, den ich erfüllen durfte, blieb mir in Erinnerung: «Ein Training mit den Piloten der Patrouille Suisse begleiten». Der Jugendliche durfte beim Briefing dabei sein, zum Trainingsflugplatz mitfliegen und vom Boden aus das Training mitverfolgen – es war eine grossartige Wunscherfüllung, auch dank dem unglaublich tollen Engagement des Kommandanten und der Piloten. Ein weiterer toller, eindrücklicher Wunsch war für mich, dass sich ein junges Mädchen wünschte, einen Tag mit einem blinden Menschen zu verbringen.

Und was ist dein grösster Wunsch?
Einen Blauwal in freier Wildbahn sehen.

Vielen Dank, Janine, für deine Zeit und deinen Einsatz!